Raumbeschreibungen
Heyho, da melde ich mich mal wieder!
Heute ist das erste Mal, dass ich ein paar Ratschläge teilen will. Dafür habe ich mir gleich mein liebstes Thema herausgesucht: Beschreibungen (speziell von Räumen)!
Beschreibungen sind wichtig, um eine bestimmte Atmosphäre und Bilder in den Köpfen der Leser zu schaffen. Allerdings ist dies keine einfache Aufgabe. Schauen wir uns mal an, wie man seine Beschreibungen verbessern kann.
Nicht zu lang
Das gilt nicht nur für Beschreibungen, sondern für alles. Egal, ob Beschreibung, Dialog, Monolog oder Taten – eine dieser Texttypen in einem großen Block ist anstrengend zu lesen und langweilt den Leser. Stattdessen sollte man versuchen, diese Typen zusammenzubringen und miteinander zu verflechten.
Hier ein Beispiel:
Wir betraten den Raum. Neben der Tür standen auf der einen Seite ein Sofa, auf der anderen ein Schreibtisch mit einem Gymnastikball als Stuhl. Gegenüber des Sofas stand eine abgeranzte Kommode und darauf war ein kleiner Fernseher. In der hinteren Ecke waren Regale voller Bücher und davor ein flauschiger Teppich.
Ein wenig statisch, nicht? Wenn das noch dazu innerhalb eines Textes steht, wird der Leser ein wenig aus dem Lesefluss herausgerissen. Verbinden wir die Beschreibung mit anderen Typen, kommt folgendes dabei heraus:
Wir betraten den Raum.
»Setz dich.« Maria deutet auf das Sofa neben der Tür und ich lasse mich darauf fallen. »Du willst dir also ›Das Bildnis des Dorian Grey‹ von mir ausleihen?«
Ich nicke. Sie geht zu den Regalen in der hinteren Ecke. Der flauschige Teppich davor verschluckt ihre Schritte. Kurz fliegt ihr Blick über die vielen Bücherreihen, bis sie schließlich eines herauszieht und es mir überreicht.
»Brauchst du sonst noch etwas?«, fragt sie und setzt sich ihrerseits auf den Gymnastikball vor dem Schreibtisch.
Liest sich doch schon besser, oder? Die Raumbeschreibungen sind nun deutlich subtiler und natürlicher, weil sie mit Dialogen und Taten verbunden sind. Natürlich kann man auch Gedanken (also Monologe) damit verbinden. Der Ich-Erzähler im Beispiel könnte bei der abgeranzten Kommode mit dem kleinen Fernseher an seine Großmutter denken. Auch sollte man die Beschreibungen ruhig über mehrere Absätze miteinfließen lassen. In meinem kurzen Beispiel ist das alles noch ziemlich gebündelt, um eine kurze Veranschaulichung zu bieten. Bei einer Geschichte mit mehreren Kapiteln, kann eine Beschreibung auch über ein komplettes Kapitel verteilt werden bzw. solange sie in diesem Raum sind.
Nicht zu akribisch
Das ist ebenfalls ein Fehler, der das Geschriebene langweilig und anstrengend zu lesen macht. Als Autor muss man nicht jedes einzelne Möbelstück beschreiben. Jeder weiß, wie eine Küche oder ein Wohnzimmer aussieht. Wenn der Leser »Wohnzimmer« ließt, stellt er sich von alleine Sofa und Fernseher vor. Ließt er »Küche«, hat er von alleine eine Küchentheke mit Herd, Ofen und Kühlschrank vor dem inneren Auge. Stattdessen sollte das Augenmerk darauf liegen, das Wesen, den Vibe des Raumes einzufangen, aber darauf gehe ich im nächsten Punkt nochmal genauer ein.
Neben dem Inhalt des Raumes, ist es auch unnötig die Positionen im Raum genau zu beschreiben. Insbesondere Anfänger schreiben gerne Dinge wie »links neben«, »rechts schräg darüber« und »mittig an der hinteren Wand« Wer merkt sich das schon? Niemand. Es ist anstrengend und langweilig zu lesen. Viele überspringen solche Beschreibungen. Und diejenigen, die das nicht überspringen, stellen sich den Raum spätestens ein Kapitel später wieder komplett anders vor. Zudem muss man sich fragen: Ist das wichtig? Nein. Was ändert sich, wenn das Bett im Kopf des Lesers nicht links neben der Tür, sondern an der rechten, hinteren Wand ist? Gar nichts. Die Infomartionen links, rechts, vorne, hinten usw. sind irrerelevant und sollten weggelassen werden.
Also: Nicht zu akribisch sein mit den Beschreibungen. Aber gibt es Ausnahmen? Ja, die gibt es.
Ausnahme: Auffällige Dinge
Wenn etwas unnormal oder auffällig ist, darf es eine genauere Beschreibung bekommen. Erinnert ihr euch an meine Aussage, jeder wüsste wie ein Wohnzimmer aussieht? Wenn das Wohnzimmer kein Fernseher und kein Sofa beherbergt, sondern nur ein Tisch mit Stuhl und drei gestapelte Kartons in der Ecke, sollte das hervorgehoben werden. Auch, wenn etwas ungewöhnlich platziert ist. Zum Beispiel ein massiver Schrank vor dem einzigen Fenster im Raum.
Solche Informationen haben meist einen Hintergrund, der in der Geschichte relevant sein könnte. Vielleicht lebt in dem Schrank ein Monster, welches kein Licht verträgt?
Außerdem können so gut Charakterisierungen vorgenommen werden. Der alleinerziehende Vater einer Tochter, der kein Fernseher und kein Sofa besitzt, wird wohl Geldprobleme haben.
Auch macht es Sinn, etwas zu beschreiben, was der Protagonist/ Erzähler nicht erwartet hätte. Vielleicht besucht er für ein Gruppenprojekt das kühle, herzlose Mädchen, von dem sich alle fernhalten. Als er dann ihr Zimmer betritt, begrüßen ihn rosa Wände, ein Himmelbett voller Kuscheltiere und Regale, die komplett von Romance-Mangas eingenommen werden.
Außerdem können Dinge beschrieben werden, die im späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind. Vielleicht betrachtet der Protagonist ein unscheinbares Schmuckkästchen, welches später der Schlüssel zur Lösung des Hauptkonflikt der Geschichte wird. Es ist eine einfache und doch effektive Art des Foreshadowing, solche Dinge im halben Satz zu erwähnen.
Abschließend ist noch zu sagen: Dinge, die ihr als wichtig erachtet und die der Leser sich unbedingt merken soll, müsst ihr mehrfach erwähnen. Einmal erwähnt, merkt es sich der Leser nicht. Wie oft ihr diese Dinge wiederholt, müsst ihr dabei selbst entscheiden. Es hängt unter anderem davon ab, wie oft die Charaktere am entsprechenden Ort sind und wie wichtig es ist bzw. welche Funktion es erfüllt.
Beim Foreshadowing ist es empfehlenswerter, es nur selten oder sogar nur einmal zu erwähnen. Ein gutes Foreshadowing bemerkt der Leser erst im Nachhinein, vielleicht sogar erst bei einem Reread, sodass er einen »Oha!«-Moment hat. Wird etwas augenscheinlich Banales zu oft wiederholt, erregt das Verdacht und ist nicht mehr überraschend. Wenn sich jedoch der Plot oder ein Subplot um den Schrank vor dem Fenster dreht, sollte er vom Leser nicht vergessen und entsprechend vom Autor regelmäßig erwähnt werden.
Wesen/ Vibe des Raumes
Nachdem wir uns angesehen haben, was man bei einer Raumbeschreibung vermeiden sollte, schauen wir uns an, worauf es ankommt: das Wesen bzw. den Vibe eines Raumes. Dabei geht es um die Wirkung, die der Raum hat. Wie ich bereits erklärt habe, ist es unwichtig, ob sich der Leser die Möbel an der gleichen Stelle vorstellt wie der Autor. Was nicht unwichtig ist, ist wie der Raum wirken soll. Das Wesen eines Raumes richtig widerzugeben, kann das Leseerlebnis erheblich verbessern.
Um das Wesen eines Raumes einzufangen, kann man sich an den Bewohnern orientieren. Mit einer groben Beschreibung des Heims kann man eine effektive und einfache indirekte Charakterisierung vornehmen.
Ist der Charakter sehr perfektionistisch und penibel, ist sein Zuhause sicherlich sehr rein.
Eine chaotische und überforderte Figur hingegen wird eher Wollmäuse halten.
Vielleicht ist der Bewohner kuschelbedürftig? Dann sind bestimmt überall Kissen, Decken und Teppiche.
Ein Großmütterchen, welches immer von den alten Zeiten und ihren Vorfahren spricht, hat bestimmt einige Erinnerungsstücke und Erbstücke in ihrer Wohnung.
Um solche Beschreibungen effektiver zu machen, muss man sich fragen: Welche Eigenschaften besitzen die Gegenstände?
Ist das Sofa bequem?
Sind der Tisch und die Stühle alt oder neu?
Ist der Schreibtisch voller benutzter Tassen?
Dabei sind Adjektive meist Gold wert! Mit kleinen Wörtern kann man den Gegenständen und so auch den Figuren mehr Charakter geben.
Alternativ kann man sich fragen: Wie wirkt der Raum auf den Charakter? Wenn der Leser mit dem Charakter mitfühlen soll, sind Raumbeschreibungen ein guter Weg, dies zu erreichen.
Ist das Mädchen aus der Romanze zu Beginn umgezogen? Dann fühlt sich der Charakter im leeren/ hilfsbedürftig eingerichteten Zimmer unbehaglich und fremd.
Wacht der Bauer aus der Fantasy-Welt in einem ihm unbekannten Hexenhaus auf? Er wird vermutlich Angst haben.
Fünf Sinne
Wir Menschen besitzen fünf Sinne. Als Autor vergisst man diese Tatsache gerne mal und beschreibt nur, was gesehen wird. Dabei wertet es eine Beschreibung ungemein auf, wenn man alle fünf Sinne benutzt. Was riecht, fühlt, hört oder sogar schmeckt der Erzähler/ Protagonist?
Müffelt es im Zimmer des jugendlichen Jungen?
Hört man ein nerviges Ticken, bevor man in Großmutters Wohnzimmer die Pendeluhr sieht?
Sorgt der fluffige Teppich für einen angenehmen, weichen Tritt?
Schmeckt man den Eintopf, schon bevor man die Mutter beim Kochen entdeckt?
Hierbei muss nicht nur eine direkte Nutzung der Sinne genutzt werden.
Vielleicht bekommt man einen Hustenanfall, weil der Raum so verstaubt ist.
Oder die getrockneten Kräuter an der Decke sind zu geruchsintensiv und man kann nicht mehr richtig atmen.
Durch die Nutzung aller Sinne hat der Leser ein besseres und realeres Bild im Kopf und die Erzählung wird durch eine ausgeglichene Nutzung abwechslungsreich.
Das war's dann erstmal wieder von mir. Ich hoffe, hiermit kann ich anderen helfen, Räume besser zu beschreiben. Einige Punkte hiervon kann man auch auf Beschreibungen anwenden, die nicht speziell für Häuser oder Räume sind (bspw. nicht zu lang, nicht zu akribisch auf Personenbeschreibung oder fünf Sinne auf so ziemlich alles). Damit verabschiede ich mich wieder und mal schauen, wann ich mich das nächste Mal wieder melde.
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